Greta Thunberg

Kann sich jemand an Emma González erinnern?

An diese unbeschreiblich bewundernswerte und mutige junge Frau?

An ihre bewegende Rede bei den Anti-Waffen-Protesten in Washington?

Ich glaube, viele von uns dachten und/oder hofften damals (es ist übrigens nicht mal ein Jahr her) inständig, es sei endlich so weit, dass die Vernunft eine Stimme gefunden hatte, die in die Welt getragen wird.

Dass sich etwas ändert.

Ich weiß noch genau, wie ich ihr Gesicht sah… und die Gesichter all ihrer Freunde und Unterstützer, die hofften, sie würden etwas bewegen, sie würden eine bessere Welt schaffen.

Ich weiß noch genau, wie traurig mich das machte und wie ich nicht mehr hinschauen konnte, weil ich ganz genau wusste, wie es sich für diese jungen Menschen anfühlen würde, wenn sich ihre Träume in Luft auflösen. Wenn ihr Land und ihr Präsident und ihre Waffenlobby einfach so weiter machen wie immer.

Dieses ganz eigene, mit nichts zu vergleichende, lähmende Gefühl, wenn Träume zerbrechen.

Und genau so ist es jetzt mit Greta Thunberg.

Insbesondere Menschen in meinem Alter schöpfen neue Hoffnung… denken, es würde sich endlich was tun, Menschen würden umdenken. Setzen ihre Hoffnung in die Jugend.

Und ich sehe dieses junge Gesicht, und die Gesichter ihrer Unterstützer… und fühle wieder das selbe wie damals, als Emma González sechs Minuten lang still an diesem Podest in Washington verharrte… so lange, wie der Amoklauf an ihrer Schule gedauert hatte.

Es wird nichts passieren.

Ausser: das Gleiche wie immer. Ein paar tausend oder zigtausend Leute werden irgendwelche Online-Partitionen unterschreiben und denken, sie hätten damit etwas „getan“; es werden Wellen an Emotionen und Solidaritätsbekundungen durch diese traurige Scheinwelt von Twitter & Co. gehen, und dann wird das alles wieder abebben und dann werden wieder andere Dinge vermeintlich wichtig sein. Vielleicht eine neue Castingshow oder ein neuer Terroranschlag oder irgendeine neue Ausscheidung von Trump oder sonstigen Kotzmenschen.

Vorher allerdings werden Hasser und sonstige Kotzmenschen nochmal ordentlich hassen und sonstige Kotzmenschendinge tun (für Beispiele muss man nur auf Twitter nach Greta Thunberg suchen; ich verlinke diese Plattform hier nicht mehr). Und diejenigen Menschen, die schon in der Schule immer gern weggeschaut haben (oder nochmal reingetreten haben wenn jemand am Boden lag, oder ganz allgemein durch das Fehlen jeglicher Empathie aufgefallen waren), werden sich wichtig und fachmännisch vor die Fernsehkameras stellen und besorgt fordern, dass die Kinder lieber was lernen sollen statt zu demonstrieren; und ein Großteil unserer Bevölkerung wird genau diese von unseren Steuergeldern bezahlten Menschen wieder in die nächste Regierung wählen, weil weder Greta Thunberg noch diese Worte noch sonstwas sie jemals zum Nachdenken bewegen wird.

Wirklich ändern werden diese Kinder nur dieses: Sie werden dafür sorgen, dass sich ein paar von uns noch mehr schämen, bevor wir schließlich alle untergehen.

Wie immer weit ihrer Zeit voraus und kriminell unterbewertet – Chumbawamba



Kommentare

3 Antworten zu „Greta Thunberg“

  1. Bizarr ist ja, dass Greta mit ihrem Asperger-Syndrom an sich ein gewisses Fehlen von Empathie durchaus kennen dürfte. Und es scheint mir so, als wären die anderen Empathielosen, die „Normalen“, ganz wie so oft, die Schlimmsten.

    Ich denke mittlerweile, dass unsere Welt uns beschäftigt hält. Eigentlich hätten wir die Zeit, uns um die großen Dinge zu kümmern, vielleicht auch nur im Kleinen. Öfter mit dem Rad fahren, weniger Fleisch essen, am Wochenende mal einen Ausflug ins Umland anstatt 2x im Jahr den großen Flug ins Ausland. Aber stattdessen scheißt uns die Welt zu mit generierten Pseudo-Bedürfnissen. Nicht mal immer aus böser Absicht, sondern einfach weil sich damit noch Geld machen lässt.

    Dazu dann noch Jobs, die ganz oft ganz stark das Gefühl vermitteln, keine Wahl zu lassen.

    Denn neben ihrem Dickschädel hat die junge Greta vor allem vielleicht eines: Zeit. Die Erwachsenen™ sagen sich: Ich würde ja, aber ich muss XYZ.

  2. Hm, ich würde nicht sagen, dass raus ist, dass Emma Gonzalez nichts erreicht hätte. Im Gegenteil, ich lese von Gesetzesverschärfungen, die auf die Parkland-Bewegung zurückgeführt werden. Nur in einzelnen Bundesstaaten, aber immerhin.
    Die NRA ist immer noch viel zu mächtig, ja, und es bleibt noch ein weeeiter Weg, aber ein bisschen was scheint sich endlich zu bewegen.
    Übrigens, schöner Lösungsvorschlag auf „The Fix“: Es treten einfach alle Amerikaner der NRA bei und zerstören sie von innen. 😉

    1. Gesetzesverschärfungen? Dass man so einen richtig schönen Amoklauf jetzt erst ab 21 durchführen darf? Dass es „Background Checks“ geben soll? Oh purrr…lease… im Endeffekt ist es doch immer noch so, dass da jedes Arschloch mit einer Knarre rumlaufen darf. Und diejenigen, die tatsächlich so blöd sind dass sie es nicht dürfen, die kriegen die Knarre von irgendeinem anderen Arschloch, es gibt ja genug davon.

      …und ja, ich weiss, wir sind nicht besser mit unserer freien Fahrt für besorgte Bürger…

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