Ein Erfahrungsbericht
Ok, ich gebe zu, viel passiert hier nicht mehr*. Und gleichzeitig (bzw. damit zusammenhängend) sind meine fotografischen Ambitionen in den letzten Monaten/Jahren ziemlich eingeschlafen.
Und doch: In letzter Zeit verspüre ich immer deutlicher die Lust, mich wieder neuen Herausforderungen zu stellen.
Aus diesem Grund, und weil Frau K. und ich den Plan hegten, zwei Wochen Urlaub zuhause zu verbringen, kam ich letzthin auf die Idee, mich ebendiese zwei Wochen lang mit einer sehr speziellen Kamera (hauptsächlich) der Landschaftsfotografie zu widmen und gleichzeitig (erstmal nur zu diesem besonderen Anlass) dieses Fotoblog hier wieder zu beleben.
Bei der Kamera handelt es sich um die Sigma DP2 Quattro, und sie ist allein schon deshalb sehr speziell, weil ihr Foveon-Sensor vollkommen anders funktioniert als so ziemlich alle anderen in marktüblichen Digitalkameras verbauten Farb-Bildsensoren.
Ich will hier nicht allzu technisch werden, dazu gibt’s im Netz schon genug Artikel und lange und ausführliche Diskussionen (plus Trolling und Flamewars). Grob im Galileo-Style zusammengefasst lässt sich sagen, dass der Foveon-Sensor für jeden eingefangenen Bildpunkt seine vollständige Farbinformation aus Rot, Grün und Blau erfasst, während Bayer-Sensoren pro Bildpunkt entweder Rot oder Grün oder Blau einfangen (und dann die tatsächliche Farbe pro Bildpunkt per Interpolation aus den umliegenden Bildpunkten bestimmt werden muss).
Aber darum soll es gar nicht gehen. Eher um das Fotografieren, und darum, dass das Fotografieren mit der Sigma ziemlich anders ist und dem Fotografen erstmal so manche Beschränkung auferlegt:
- So ist die DP2Q (wie ich sie im Folgenden nennen möchte) eigentlich nur bei ISO 100-200 vernünftig nutzbar. ISO 400-800 gehen, wenn man weiß, was man tut, und von allem über ISO 800 sollte man die Finger lassen.
Ok, nicht wirklich ein Problem für jemanden, der mit Ilford Pan F auf ISO50 fotografiert hat. Aber wer nur Digitalkameras mit problemlosen ISO 6400 kennt, der schaut schätzungsweise erst mal doof. - Das Objektiv ist fest verbaut und hat eine feste Brennweite, nämlich 30mm bei einer maximalen Blende 2.8. Objektivwechsel und/oder eifriges Drehen am Zoomring ist also nicht. Dafür umso mehr eifriges Bewegen der Beine.
- Der Autofokus ist langsam. Es ist keine Seltenheit, dass eine Sekunde vergeht, bis die DP2Q etwas scharf gestellt hat.
- Und damit nicht genug, er ist auch leicht aus der Fassung zu bringen. Zum Beispiel, wenn sich das Subjekt während dieser einen Sekunde bewegt. Oder bei wenig Licht.
- Überbelichtung wird nicht verziehen. Mit einer modernen Digitalkamera ist es meistens kein Problem, wenn beispielsweise der Himmel zu hell wird und die Wolken ausfressen; in Lightroom oder Capture One (oder einem beliebigen RAW-Konverter eurer Wahl) lassen sich überbelichtete Bereiche oft noch zurückholen. Nicht so mit der DP2Q. Was einmal überbelichtet ist, das bleibt so.
- A propos RAW-Konverter: Es gibt nur ein einziges Programm, mit dem sich die von der DP2Q nativ erzeugten X3F-Files bearbeiten lassen. Und zwar Sigma Photo Pro. Und Sigma Photo Pro ist (wie nahezu jede Software, die von einem japanischen Fotoequipment-Hersteller zur Verfügung gestellt wird) eine Zumutung. Es ist quälend langsam und hat insbesondere auf dem Mac das Problem, andauernd abzustürzen und sich nicht im geringsten wie ein Mac-Programm anzufühlen. Was daran liegt, dass man sich bei Sigma für eine halbgare Crossplatform-Lösung entschieden hat, statt wenigstens den user facing Teil des Programms nativ zu entwickeln, wie sich das eigentlich gehört.
Nun, ich schweife ab, aber das Problem bleibt: Bei anderen Kameraherstellern kann man die mitgelieferte Crapware einfach wegwerfen und durch etwas Vernünftiges ersetzen, bei Sigma war man bis vor kurzem darauf angewiesen.
Glücklicherweise hat Sigma diesen Umstand nach knapp zehn Jahren (!) schlechten Reviews und Userbeschwerden nun auch endlich erkannt, und seit dem neuesten Firmware-Update können die Quattro-Kameras auch lineare DNGs aufzeichnen. Das ist zwar nicht ganz so gut wie echte Rohdaten (warum wird weiter unten erklärt), aber ganz allgemein ist es vollkommen ausreichend und wesentlich nervenschonender als SPP.
- Die Form der Kamera – mit ihrem ausladenden, klobigen und nach hinten gebogenen Griff – ist gewöhnungsbedürftig. Ich möchte nicht so weit gehen, zu behaupten, man könne sie nicht vernünftig greifen (was einige Reviewer behaupten), mit zwei Händen geht das eigentlich ganz bequem. Aber mir persönlich wäre eine traditionellere Form, die sich mit einer Hand bequem greifen lässt, lieber gewesen.
Der geneigte Leser, der all dies nun zur Kenntnis genommen hat, wird sich an diesem Punkt sicherlich fragen, warum um alles in der Welt man sich sowas freiwillig antut, wenn doch jede beliebige Canikofujsonylympusonic die DP2Q zum Frühstück zu verspeisen scheint.
Die Antwort ist nicht ganz einfach.
Deshalb auch dieser ganze Artikel hier.
Ich würde lügen, wenn ich behaupten würde, ich hätte meine treue Fuji X-Pro2 während diesen zwei Wochen mit der DP2Q nicht vermisst, aber dennoch: Das Fotografieren mit der DP2Q entwickelte (für mich) bald etwas sehr Eigenes, sehr Verführerisches
Ein Teil der Verführung hat sicherlich mit der Detailtreue des Foveon-Sensors zu tun. Sich nach getaner Arbeit abends die Bilder am Computer anzuschauen und schnödes Pixel-Peeping zu betreiben ist jedes Mal so was wie eine Offenbarung. Und nach einer Weile fragt man sich, was an allen anderen Kameras eigentlich kaputt ist.
Als Beispiel hier zwei 100%-Ausschnitte aus obigem Bild:
Ich will nicht so sehr auf der Technik herumreiten, aber das räumliche Auflösungsvermögen des X3F-Sensors ist einfach obszön. Auf einem Ausdruck mit einer ordentlichen Auflösung ziehen einen die Foveon-Bilder förmlich in die Landschaft. Das ist schon mal sehr nett.
Nicht, dass man diesen Bildeindruck mit anderen Kameras nicht auch hinkriegen würde. Klar kriegt man das mit anderen Kameras mit ein bisschen Mühe auch hin. Aber die DP2Q lädt einen förmlich dazu ein, die Landschaft zu erforschen und Augenmerk auf die Details zu legen… weil man ganz genau weiss, diese Details kommen zum Schuss auch raus… ob man das nun möchte oder nicht.
Ein anderer, großer Teil der Verführung kommt sicher auch daher, dass das Fotografieren mit der DP2Q beizeiten sehr an das Fotografieren mit Film erinnert.
Zu behaupten, die DP2Q hätte Ähnlichkeit mit einer analogen Kamera, oder der Output sei irgendwie analog, ist natürlich Quatsch mit Soße. Die Kamera ist ganz und gar digital, dafür sorgt das Nyquist-Shannon-Abtasttheorem… und in der Bedienung ist sie sogar sehr digital, dafür sorgt der sehr unglückliche Verzicht auf analog anmutende Bedienelemente (die ich bei der X-Pro2 aus tiefster Seele liebe und verehre).
Was ist es also, das mich dennoch romantisch verklärt was vom Pferd Film erzählen lässt? Ich glaube, es ist die Tatsache, dass die Sigma ihren eigenen Look hat. Oder, um dieses viel strapazierte Wort nicht noch weiter zu strapazieren, eine sehr eigene Wiedergabe von Farbe und Tonalität.
Farbe
In meiner frühen Jugend, wo ich, bewaffnet mit düsteren Gedanken, pubertärem Weltschmerz und einer 35mm-Filmkamera, durch die Lande zog, da war meine bevorzugte Munition Diafilm der Marke Kodak Ektachrome 100 bzw. 200.
Was dabei an Farbe und Tonalität herauskam, das war nicht so sehr die Welt wie sie tatsächlich aussah, sondern eher eine Interpretation davon, so wie sie Ektachrome 100 halt abzubilden vermochte.
Wer Film fotografiert (hat), der weiss, dass jeder Film diese Eigenart hat. Jeder Film bildet anders ab… nicht unbedingt so wie es war, aber unter Umständen und mit etwas Erfahrung eben so, wie man es mag.
Ektachrome 100 hatte damals die angenehme Eigenart, die Dinge ganz erstaunlich oft so abzubilden, wie sie sich für mich anfühlten. Plus ein paar Macken, wie zum Beispiel null Toleranz gegenüber Überbelichtungen. Klar, Orwochrome oder Velvia hatten auch ihre Eigenarten, aber mit Ektachrome freundete ich mich eben am besten an.
Ich will jetzt keinesfalls behaupten, dass die DP2Q wie Ektachrome abbildet. Das tut sie nicht. Aber sie stellt die Farben im Verhältnis zueinander auch garantiert nicht so dar, wie sie waren.
Obiges Bild ist ein gutes Beispiel dafür. Es wurde mit manuellem Weißabgleich aufgenommen, und ich kann ziemlich sicher sagen, die Szene sah nicht so aus. Die Wolken waren nicht so dunkeldüsterblauviolettbedrohlich, das Feld davor war nicht so farblos und der Wald dazwischen war eher ziemlich grün als was auch immer da oben auf dem Bild passiert ist.
Aber was die DP2Q daraus gemacht hat, ist eine sehr interessante Interpretation der Szene, die ich Ektachrome 100 auch hätte durchgehen lassen. Warum also nicht der DP2Q? 🙂
Am Anfang fand ich diese Farbdarstellung eigenartig und, naja, leicht daneben. Ich war es gewohnt, von meinen Kameras eine einigermaßen neutrale Farbdarstellung zu bekommen und diese dann in Lightroom meinem Geschmack anzupassen.
Da kam die nächste Überraschung auf mich zu: Presets, die ich in Lightroom in mühevoller Kleinarbeit zusammengestellt und kontinuierlich verbessert habe, haben auf DP2Q-DNGs eine vollkommen andere Wirkung als auf Raw-Dateien aus der Fuji oder aus der Sony Alpha 850.
Alles wirkte viel krasser, viel kontrastreicher, viel poppiger… und nach einer Weile kam ich zu der Erkenntnis, dass Dateien aus der DP2Q ihre eigene Art der Bearbeitung brauchen… beziehungsweise, dass es eine Tugend sein kann, sich einfach auf die Darstellung der DP2Q einzulassen und damit zu arbeiten, statt Tonalität und Farbdarstellung im Post Processing auf Teufel komm raus woanders hin biegen zu wollen.
Diese Erkenntnis ist ein gutes Beispiel dafür, wie sich meine Arbeitsweise mit der DP2Q im Verlauf dieser zwei Wochen änderte. Obwohl ich von diversen Fotografie-Seiten im Internet bereits über einige ihrer Schwächen und Eigenheiten informiert war, brauchte ich eine ganze Zeit um wirklich herauszufinden, wie man mit der DP2Q am besten umgeht.
High-ISO
Beispielsweise ISO 400 und 800. Sind beide durchaus brauchbar, wenn man weiß, was man tut. Genauer gesagt, die DP2Q hat mit steigender Empfindlichkeit große Probleme, einzelne Farben vernünftig zu trennen.
Besonders gut sieht man das bei diesem mit ISO 800 aufgenommenen Bild von einem Waldspaziergang mit Buba:
Das Problem ist schon auf dem Gesamtbild zu erkennen, aber noch deutlicher wird es auf der PixelPeeper-100%-Ansicht. Ich kann versichern, Bubas Schleppleine ist nicht radioaktiv, sie leuchtet nicht, und sie färbt auch nicht den Boden ein. Und trotzdem: Das Grün der Schleppleine „blutet“ in die links und rechts benachbarten Bildbereiche, und meistens ist das, bei aller Liebe zu Besonderheiten, kein Bildeffekt, den man unbedingt haben möchte. Ebenso war der Waldweg nicht entsättigt, und der Wald hatte auch mehr Farben als dunkles Grün, helles Grün und Grau. Aber feine Farbdifferenzierung darf man von der DP2Q bei ISO 400 und 800 nicht mehr erwarten, wie auch dieses (Farb-!)bild von Buba zeigt:
Das Schaffell, auf dem Buba da liegt, war mal schön braun. Und die Decke hinten mit den seltsamen Magenta-Flecken war mal bunt. Und überhaupt hat Buba keine kränklich-gelben Pfotenballen, sondern sie sind im Prinzip zuckersüß babyrosa. Sie hat auch nichts Schlimmes gegessen und ist dementsprechend nicht grün im Gesicht, tatsächlich geht es ihr auf dem Bild sehr gut.
Ok, man sieht, Farbe und ISO 800 ist eher nicht so knorke. Physikalisch hängt das damit zusammen, dass (wieder mal vereinfacht im Galileo-Stil-erklärt) die drei Schichten des Foveon-Sensors eben nicht reines Blau, Grün und Rot einfangen, sondern ein Gemisch daraus, das sich nur mit viel höherer Mathematik voneinander trennen lässt. Aber je höher die Empfindlichkeit, desto weniger Information ist in den Signalen vorhanden, um diesen Trennvorgang präzise auszuführen.
Schwarz und Weiß
Auf der anderen Seite, benutzt man ISO 400 und 800 ausschließlich für Schwarzweiß-Bilder, so braucht man keinen Trennvorgang, und das Ergebnis kann sich durchaus sehen lassen:
Und überhaupt, Schwarzweiß-Bilder.
Tatsächlich ist es so, dass sich die DP2Q sehr gut für S/W-Fotografie eignet. Einerseits kommt einem dabei die zugegebenermaßen beizeiten launische Farbinterpretation des Foveon-Sensors nicht in die Quere, und andererseits ist die Detailtreue weiterhin wie gewohnt enorm… was die Kamera zu einem geeigneten Instrument für Szenen macht, bei denen das Hauptaugenmerk nicht auf Farbe, sondern auf Struktur und Textur gelenkt werden soll:
Gradation
Eine m.E. sehr wichtige (und oft unterschätzte Eigenart) von Digitalkameras ist die Gradation. Klar sind wir inzwischen alle digital unterwegs, und das Kontrastverhältnis eines Bildes lässt sich schön im Post Processing über eine Punktkurve justieren, aber das soll nicht über die Tatsache hinweg täuschen, dass die Gradation im Ausgangsmaterial bei unterschiedlichen Kameras unterschiedlich ausfällt und mitunter direkt die Art und Weise beeinflusst, wie wir Bilder später als gelungen auswählen und/oder nachbearbeiten.
So liefert meine Fuji X-Pro2 standardmässig eine sehr weiche, unspektakuläre Gradation. Bilder aus der Sony Alpha 850 hingegen weisen eine deutlich härtere Gradation auf (alles bei Betrachtung der RAW-Files, natürlich).
Und die DP2Q, nun… die hat eine so richtig harte Gradation, egal, welches DNG-Farbprofil eingestellt ist.
Dies dürfte auch einer der Gründe dafür sein, dass meine ganzen für Fuji und Sony feinangepassten Presets auf der Sigma nicht so gut funktionieren wollen. Die DP2Q produziert einfach sehr kontrastreiche Bilder, die auf Anpassungen in Lightroom einigermaßen zickig reagieren können. Aber wie bei so vielen Eigenschaften dieser Kamera… ist man sich dessen bewusst, kann man ganz ordentlich damit arbeiten.
RAW oder nicht RAW
Ich schrieb es ja ganz oben schon: Seit dem neuesten Firmware-Update unterstützen die Quattro-Kameras auch das DNG-Bildformat. Das ist ein Segen, denn so konnte ich die allermeisten der Bilder in diesem Artikel mit Adobe Lightroom sichten und nachbearbeiten.
Wenn man allerdings wirklich puristisch an die Sache herangehen möchte, dann haben diese DNGs ein kleines Problem: Es ist schon eine Menge darin fertig ausgerechnet (oder entwickelt, wenn man so will). Das hängt mit der Arbeitsweise der Foveon-Sensoren zusammen. Rohdaten aus X3F-Sensoren brauchen viel Mathematik, bis daraus einzelne Farben werden, mit denen Lightroom etwas anfangen kann, und in dieser Mathematik ist zwingend auch schon eine Rauschreduzierung drin. Da nicht-lineare RAW-DNGs und Lightroom selbst nur auf Bayer-Sensoren ausgelegt sind, müssen die Daten für die weitere Verarbeitung also von der Kamera vorverarbeitet werden. Dabei geht Information verloren, die in einem X3F-File ursprünglich drin war.
Ich habe keine streng wissenschaftlichen Tests durchgeführt (man erinnere sich, es ging mir mehr um das Fotografieren als solches), aber einige langwierige und mit vielen Abstürzen geschmückte Höllentrips mit Sigma Photo Pro lassen in mir das deutliche Gefühl aufkommen, dass aus den „wahren“ Rohdaten nochmal wesentlich mehr herauszuholen ist…:
Sehr viel mehr kann ich darüber aber nicht berichten, denn wie gesagt ist SPP sehr unerfreulich, und für die meisten fotografischen Unternehmungen sollte die linearen DNG-Files der DP2Q mehr als ausreichend sein.
Optik
Was die Brennweite betrifft, so sitzt die DP2Q im Angebot von Sigma ungefähr in der Mitte. Es gibt noch die DP1Q (19mm@f2.8), die DP3Q (50mm@f2.8) und die DP0Q (14mm@f4).
Ich hatte mich für die DP2Q entschieden, weil mir das 30mm-Objektiv (KB-äquivalent zu 45mm) als Quasi-„Normalbrennweite“ einigermaßen universell einsetzbar erschien.
Wenn ich es nochmal zu tun hätte, würde ich wohl eher die DP1Q nehmen, denn am Ende dieser zwei Wochen konnte ich bei meisten meiner Bilder eine Tendenz zur weiten und offenen Landschaften feststellen, die von einem Weitwinkelobjektiv schätzungsweise noch mehr profitiert hätten. Aber tatsächlich ging das auch mit der DP2Q schon recht gut…
Größtenteils kann ich über das Objektiv nur Gutes berichten. Es bildet schon bei Offenblende gestochen scharf ab (wie schon gesagt, keine wissenschaftlichen Tests, nicht hier, niemals), und die Blende 2.8 ist auch so weit offen genug, dass man einigermaßen kreativ mit der Tiefenschärfe spielen kann.
Trotzdem, einige Einschränkungen: Dadurch, dass die DP2Q einen Zentralverschluss benutzt, wird die minimale Belichtungszeit länger, je weiter die Blende geöffnet ist. Bei Blende 2.8 ist das noch 1/1250, und das ist an hellen Tagen recht lang.
Das Bokeh ist durchaus eine feine Sache, es gab aber ein paar wenige Situationen, in denen es mir zu unruhig und hart vorkam. Was aber kein Grund zur Beunruhigung ist, denn erstens ist das ein höchst subjektiver Eindruck, und zweitens kauft man sich diese Kamera nicht unbedingt, weil man damit oberkrasse Bokeh-Spielerein veranstalten möchte.
Bei Portraits und Menschenfotografie muss man etwas aufpassen… erstens, weil die DP2Q Hauttöne zumindest mit dem automatischen Weißabgleich nicht immer genau trifft, und zweitens, weil das Objektiv so krass scharf ist, dass die Beschaffenheit menschlicher Haut mitunter zu detailliert eingefangen wird.
Von meinen kleinen Nörgeleien abgesehen ist das Objektiv der Hammer. Ausgezeichnete Schärfe, wunderbare Detailzeichnung… ich würde tatsächlich so weit gehen, es mit dem Sony/Zeiss 55mm f1.8 zu vergleichen, und das war vermutlich das beste Objektiv, das ich je in den Händen hatte. Gut, die Anfangsblende ist nur 2.8, aber dennoch – ein vergleichbares Objektiv für eine meiner Systemkameras würde mehr kosten, als ich für die DP2Q insgesamt bezahlt habe.
Fazit
Ich gebe zu, ich hatte zwei tolle Wochen mit der DP2Q.
Die ersten paar Tage war ich mir nicht sicher, ob ich sie behalten würde. Je mehr ich mich allerdings an die Kamera gewöhnte, desto besser gelangen mir meine Bilder, und desto sicherer war ich mir, sie nicht wieder hergeben zu wollen.
Würde ich die Kamera weiterempfehlen? Man ahnt es schon… für Menschen, die Spaß an entschleunigtem und überlegtem Fotografieren haben und gewillt sind, sich auf die (zugegebenermaßen zahllosen) Eigenheiten dieser Kamera einzulassen, ist die Antwort ein ganz lautes und in Großbuchstaben geschriebenes „JA“. Aber ich bin auch sicher, eine Menge Menschen würden mit dieser Kamera fürchterlich unglücklich sein und/oder einfach nicht kapieren, wozu sie gut sein soll.
Und vollständig zufrieden bin ich (natürlich) nicht. Wie oft habe ich mir einen Sucher gewünscht, oder dass die Kamera schneller reagiert oder ISO800 in Farbe noch möglich sind… aber meine Zufriedenheit mit den Ergebnissen übersteigt ganz klar meinen Ärger über die Unzulänglichkeiten der DP2Q.
Und so möchte ich gerne als Abschluss noch ein paar mehr dieser Ergebnisse zeigen… und feststellen, dass es inspirierende zwei Wochen mit der DP2Q waren… und, was noch viel wichtiger ist, ein wunderbarer wenn auch viel zu kurzer Urlaub mit Frau K. und Buba K. 🙂
* Fusssnote. Mit Sternchen. Vong Zukunft dieses Blogs her, oder so:
Eine nicht geringe Schuld daran, dass hier nix mehr passiert, trägt mein flickr-Account, und das ist gleichzeitig gut und schlecht.
Es ist nämlich so, dass meine Fotos auf Flickr so ungefähr um den Faktor 1000 mal mehr Publikum haben als auf diesem Blog… und nachdem ich die Menschenfotografie schon vor längerer Zeit an den Nagel gehängt habe, ist mir ehrlich gesagt auch die Zensurdebatte gleichgültig geworden… und somit auch einer der Hauptgründe für dieses Blog damals.
Und, machen wir uns nix vor, der von allen geliebte und verehrte A-Blogger, der mit der Merkel perdu ist, auf tollen Empfängen Häppchen und Sekt bekommt, und der für die bloße Erwähnung einer Marke auf seinem Blog 800 Taler verlangen kann, der wird aus mir nicht mehr. Was ein großes Glück ist.
Etwas überspitzt zusammengefasst könnte man sagen, ich bin sehr zufrieden damit, einfach ab und zu ein schönes Foto von meinem Hund oder den Wäldern hier zu machen und zu wissen dass sich ein paar Leute daran erfreuen. Dazu reicht flickr.
Aber natürlich gibt es noch mehr im Leben, und man soll nicht aufgeben und neugierig und hungrig bleiben, und all das. Dieser Artikel ist ein Versuch. Mal schauen, ob noch weitere folgen werden.
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