Buba ist eigentlich kein Angsthund.
Auf Spaziergängen durch den Wald schreitet sie mutig voran, schaut hinter jeden Busch ob es dort etwas interessantes zu entdecken gibt.
Wenn es darum geht, Haus und Hof zu verteidigen, kann sie sogar ganz ungeahnte Kräfte entwickeln.
Aber eines machte ihr schon seit jeher Probleme: Wenn irgendwo geschossen wird.
Auch wenn in vielen Kilometern Entfernung nur die Ahnung eines Schusses zu hören ist, klemmt Buba den Schwanz ein und möchte am liebsten sofort zurück nach Hause laufen und unter das Bett kriechen.
Wenn die Schießanlage drei Dörfer weiter in Betrieb ist, braucht man mit Buba erst gar nicht aus dem Haus gehen.
Und noch viel schlimmer ist es wenn die Dorfjugend meint, direkt vor unserem Grundstück mit dem Luftgewehr rumspielen zu müssen (ja, wirklich…). Dann zittert Buba am ganzen Körper, verfällt in blinde Panik und ist stundenlang nicht mehr ansprechbar.
Tja, und vorgestern haben wir schließlich ganz zufällig entdeckt, warum das so ist.
Bei einer Routineuntersuchung war nämlich aufgefallen, dass Buba unnatürliche Herzgeräusche hat. Aus diesem Grund mussten wir sie zum ersten Mal in ihrem Leben röntigen lassen; und dabei kam quasi so nebenbei heraus, dass in ihr – vermutlich seit ihrer frühesten Jugend – ein Diabolo-Geschoss steckt.
Es hat also auf den Straßen von Burgas irgendwann vor 11 Jahren jemand einfach so zum Spaß mit dem Luftgewehr auf das kleine, wehrlose Tier geschossen.
Ich kriege Herzrasen, wenn ich mir das vorstelle. Und ganz üble Phantasien, in denen ich mir ausmale, was ich tun würde, wenn ich so einen „Menschen“ tatsächlich dabei erwischen würde. Eigentlich bin ich eine durch und durch friedliebende Person – aber in diesem Fall kann ich versichern, meine Reaktion würde gleich mehrere Straftatbestände erfüllen.
Das Diabolo ist glücklicherweise nicht gefährlich für Buba, und es hat auch mit ihren Herzgeräuschen nichts zu tun. Trotzdem hat sie damals in Burgas einen Schaden für den Rest ihres Lebens davon getragen.
Buba ist so ein toller Hund. Sie ist die beste, liebste Freundin, die man sich vorstellen kann. Sie gehört zu unserer Familie und begleitet uns jetzt seit über 10 Jahren durch unser Leben. Und nun, da ich weiß, was da in ihr steckt, fühle ich mich ihr noch viel verbundener.
Ich weiß es klingt vielleicht komisch, aber ich kann nachfühlen, was in ihr vorgeht. Die Wunden, die wir als Kinder und Jugendliche zugefügt bekommen, begleiten uns ein ganzes Leben lang – sie bestimmen mit, wer und wie wir sind.
Buba und ich sind uns sehr ähnlich. Es gibt auch in meinem Leben Dinge, da erstarre ich und möchte nur noch weg. Ich sehe Buba jetzt noch mal mit ganz anderen Augen. Ich sehe ein Wesen, das verletzt wurde, und das nicht wieder verletzt werden möchte.
Sie war schon immer eine Seelenverwandte, jetzt ist sie es noch mehr.
Ich verspüre jetzt noch mehr als schon die ganze Zeit den Wunsch, sie und mich zu schützen, gegen Dinge, Sachverhalte und Menschen, die uns nicht gut tun, und die die Geister unserer Jugend heraufbeschwören.
Es wird allerhöchste Zeit, sie aus unseren Leben zu verbannen und endlich in Ruhe und Frieden an einem Ort zu leben, wo sie uns nichts mehr anhaben können.
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