Im simpelsten Fall entstand ein neuer Song von Botany Bay ungefähr so: Ich spiele Steffi eine neue Idee am Klavier vor, und wir schauen dann zusammen, was wir daraus machen. Oder ich nehme eine neue Idee auf, schicke sie ihr per Mail/Dropbox, und wenn wir uns das nächste Mal treffen, hat sie schon eine Idee zum Text und ein paar Arrangier- und Änderungswünsche.
So ähnlich war auch „For Chrissie“ gedacht, nur dass wir über die allererste Phase (neue Idee aufnehmen und Steffi schicken) nie wirklich hinaus kamen, was auch daran liegen mag, dass – obwohl die Thematik im Prinzip frei und wandelbar gewesen wäre – in diesem Fall die Inspiration zu der kleinen Melodie so schwer wog, dass der Text nur in eine Richtung hätte gehen können, und niemandem von uns etwas dazu einfallen wollte.
Wer ist also Chrissie, und warum hat sie mich zu dieser Melodie inspiriert?
Chrissie war eine Hündin aus Bulgarien, die – wie auch Buba und Candor – von einer dortigen Tierschutzorganisation von der Straße gerettet und nach Deutschland vermittelt wurde.
Nun gibt es viele Straßenhunde, die sich mit ihrem Schicksal arrangiert haben und auf der Straße relativ gut klar kommen. Chrissie allerdings gehörte nicht dazu, und Bulgarien ist eine enorm feindselige Umgebung für Straßenhunde. Chrissie wurde wiederholt geschlagen und getreten, etliche ihrer Knochen waren gebrochen und gesplittert, und sie hätte ohne die aufopfernde Hilfe der bulgarischen Tierschützer nicht überlebt.
Doch all die Mühe war umsonst, denn ihre neuen, deutschen Eigentümer, hätten gerne einen anderen Hund gehabt.
Wie viele andere Hunde aus dem Tierschutz war Chrissie ängstlich, scheu und traumatisiert, und sie schnappte auch schon mal um sich, wenn sie keinen Ausweg sah. Sie hätte viel Geduld, Liebe und Entschlossenheit gebraucht, um ihre Wunden zu heilen. Stattdessen bekam sie eine tödliche Injektion von einem Tierarzt, der ihr Verhalten als unheilbare Störung diagnostiziert hatte – noch nicht mal einen Monat in Deutschland, bevor es zur Nachkontrolle durch die Tierschützer gekommen war, und ohne, dass ihre Besitzer jemals versucht hätten, Chrissie zurückzugeben, damit sie an erfahrene Menschen vermittelt werden konnte. Nach all ihren Verletzungen, nach allem Leid auf der Straße, nach all den Operationen, und nachdem es endlich so aussah, als ob es aufwärts ginge, wurde sie eben mal fix eingeschläfert, weil sie nicht so funktionierte, wie ihre Menschen das vorgesehen hatten.
Hier das Demo:
P.S.: Ja, es ist mir bewusst, dass solche Geschichten in Zeiten von Kampfhund Chico und seinen vollständig merkbefreiten Fans im –bekanntermaßen kaputten – Internetz einen falschen oder zumindest merkwürdigen Eindruck hinterlassen können. Aber ich weiß auch, dass meine Stammleserschaft auf schallundstillle.de zu einem durchaus differenzierten und kritischen Urteil fähig ist.
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