Leinenpflicht und Lärmwürste…

Also eins vorneweg, und es dürfte den meisten Lesern dieses Blogs inzwischen auch schon aufgefallen sein: Ich mag Hunde.

Nicht nur meine Hunde, auch fremde Hunde.

Ich mag ganz viele Hunde, und es gibt bis jetzt auch tatsächlich keine Hunde – vom Rehpinscher bis zum Bullmastiff – mit denen ich überhaupt nicht klar gekommen wäre.

Auch die zwei Boxer und der Rhodesian Ridgeback, die in letzter Zeit immer mal wieder ohne Leine und unvermittelt durchs Unterholz preschen und meinen (angeleinten) Schäferhund-Mix stellen und besteigen/dominieren und endlos unter Stress setzen, würde ich im Prinzip vermutlich auch mögen.

Das sind sicher sehr nette Tiere. Und auch die Besitzer, die dann meistens irgendwo am fernen Horizont erscheinen und sich erfolglos im Rückruf versuchen, sind sicher prinzipiell auch nette Menschen.

Aber es gibt nun mal aus guten Gründen (beispielsweise: Schutz des Wildes) eine Leinenpflicht im Siebengebirge, und ich befolge sie konsequent. Und die andere Seite befolgt sie konsequent nicht, seit Monaten, und das führt immer wieder zu ziemlich großem Missvergnügen auf Candors und meiner Seite.

Und irgendwie ist das auch – so kleinkariert und typisch deutsch es dem Leser auch eventuell erscheinen mag – eines der zentralen Probleme der Menschheit:

Es gibt immer wieder Menschen, die aus irgend einem Grund glauben, die Regeln gelten für alle anderen, nur für sie nicht; ob dies nun allgemeine Regeln des Anstands oder per Gesetz und Vorschrift festgelegte Regeln sind.

Eine sogenannte Lärmwurst; das angesagte Accessoire für den gepflegten asozialen Jugendlichen von heute. Foto: Trougnouf, CC-BY-SA

Irgendjemand raucht immer am Bahnsteig. Irgendjemand fährt immer 60 in der 30er-Zone. Irgendjemand lässt immer seine Hunde rennen. Irgendjemand hört immer an öffentlichen Plätzen auf seiner bis zum Anschlag aufgedrehten Lärmwurst irgendeine nervige Drecksmusik.

Irgendjemand ist immer der Ansicht, er sei wichtiger als jemand anders und dürfe sich deshalb irgendwas rausnehmen.

Und irgendjemand anders ist immer der dumme Arsch bei der Sache, und das bin ganz erstaunlich oft ich.

Weiß nicht.

Irgendwie hab ich das allmählich satt.


Kommentare

9 Antworten zu „Leinenpflicht und Lärmwürste…“

  1. Avatar von Björn Winkler
    Björn Winkler

    >> Irgendwie hab ich das allmählich satt. <<

    … bleibt nur, die Seiten zu wechseln (= ebenfalls auf alles scheißen) oder auf die einsame Insel auszuwandern.
    Nein?! 😉

    Achja … Du könntest auch nach China auswandern: dort startet man ja gerade ein groß angelegtes Experiment, das "richtige" soziale Verhalten per Punktesystem zu belohnen bzw. zu bestrafen …

    1. Avatar von Stephan
      Stephan

      Ich glaube, ebenfalls auf alles scheißen oder einfach mal so richtig krass in die Luft gehen ist das, was als Nächstes auf der Agenda steht. Btw, „The Online Photographer“ Mike Johnston hat m.E. eine ziemlich brillante Erklärung für das Phänomen abgegeben…:

      (By the way, there are no more adults. That’s the problem. They all died, and no one came along to replace them. That’s my General Theory of the Contemporary World. I don’t let myself off the hook, either.)

  2. Hehe, hast Du den Begriff „Lärmwurst“ gerade erfunden? Ich muss den mal sowas von feiern, so spontan! Da ich ja nun meine Brötchen auch mit Beschallung verdiene, habe ich auch Klangknödel und Krachkeulen unter meiner Fuchtel, aber Wurst, das trifft es doch sehr gut. Irgendwie laut und fett und in cooler Pelle aber kein echter Bumms dahinter.

    Stören tut es mich auch. Aber andererseits: In meiner Jugend gab es den Ghettoblaster. Und gestört haben wir damit auch. Nun bin ich gar nicht mehr jugendlich, aber irgendwie als Musikschaffender/Mischender/Produzierender auch froh, dass die Kids nicht mehr ausschließlich via Smartphone-Hochtöner konsumieren sondern wenigstens mal wieder Frequenzen unter 500Hz kennenlernen.

    Andererseits: Der Lärmwurst kann ich aus dem Weg gehen. Dem Typen, der mich mit 60 vorm Haus (30er Zone) plattfährt, dem nicht so gut. Also mir sind die Kids lieber, die hören auch mal auf mit Lärmwursten… aber die Raser werden im Alter nicht zahmer, nur blinder und reaktionslahmer.

    1. Avatar von Stephan
      Stephan

      Jep, „Lärmwurst“ ist von mir… sollte ich mir vielleicht patentieren lassen. Vermutlich bin ich auch nur ein bisschen cranky, weil ich die ganze Zeit krank bin…

  3. Laut meiner Kollegin haben sie den Vorläufer der Lärmwurst „Brüllwürfel“ genannt!

    1. Avatar von Stephan
      Stephan

      Die Würste gibt’s auch in Würfelform. Aber die Wurstform scheint mir bei schlecht bis gar nicht erzogenen 12-18jährigen sehr beliebt zu sein…

  4. Hey ich hab auch so ne Lärmwurst und liebe sie. Macht sie mir mal nicht so madig xD

    (Ja, ich fühle mich nicht wirklich angesprochen, weil ich sie meinem Empfinden nach verantwortungsvoll einsetze beim Duschen oder beim Campen, ohne Schallaustritt über die Grenzen des eigenen Habitats hinaus)

    1. Avatar von Stephan
      Stephan

      Ich gebe zu, wir sind auch Besitzer eines Brüllwürfels des gleichen Herstellers… für diverse Urlaubs- und/oder Hüttenaktivitäten. Allerdings taugt der nicht wirklich viel, weil ganz offensichtlich ein Software-Kompressor nochmal über das Audiosignal drüber geht und dafür sorgt, dass die Bässe pumpen. Aber vielleicht geb ich tatsächlich mal so einer Lärmwurst eine Chance. Ha!

  5. Hmmm, ob jemand mit Kenntnissen über Soundabmischung so ein Teil erträglich finden kann, kann ich leider nicht beurteilen. Unter der Dusche ist das Hörvermögen eh etwas limitiert 😉 und beim Campen ist es in meinem Fall Musik mit keinem nennenswerten Bass und auf Flüsterlautstärke, nur fürs Ambiente.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert